Lohnt der Aufwand?

Eine oft gestellt Frage zu Projektbeginn bei Ärzten und Apothekern. Zu Recht wird hinterfragt, ob, in welchem Umfang und in welcher Zeit sich der Aufwand, in ein neues Ärztehaus zu ziehen, amortisiert.
Ohne Zweifel ist das finanzielle Engagement der beteiligten Ärzte, Apotheker und anderer Anbieter mit der Aufgabe eines alten Standortes und dem Neubezug in ein Ärztehaus nicht unwesentlich:

  • Die Miete in einem neuen Haus dürfte vermutlich pro m² höher sein als in einem Bestandsgebäude
  • Es sind Umzugs- und Marketingkosten zu kalkulieren
  • Mit dem Neubezug wird in der Regel auch neues Mobiliar zumindest in Teilen angeschafft

Ein unmittelbarer Vergleich ist pauschal natürlich nicht möglich und nur im Einzelfall tatsächlich bewertbar, denn die Motive zum Wechsel in ein Ärztehaus sind sehr vielfältig. Gleichwohl lassen sich eine Reihe von Vorteilen subsummieren, die mit einem neuen Ärztehaus verbunden sein sollten:

  • Die Mietfläche einer neuen Praxis sollte ablaufoptimiert sein, so dass auf gleicher Fläche effektiver gearbeitet werden kann. Schließlich ist bei der Budgetierung der Arzthonorare eine möglichst hohe Fallzahlenbearbeitung geboten.
  • Nur eine Flächenanpassung (von der alten zu der neuen Praxis) erlaubt es, einen weiteren Arztkollegen (z.B. der Praxisnachfolger) aufzunehmen oder den Abgang eines Kollegen flächenmäßig zu kompensieren.
  • Die Betriebskosten (insbesondere die verbrauchsabhängigen) sind in einem neuen Haus signifikant geringer, da die neuen bautechnischen Vorschriften zwangsläufig zu einer Senkung der Heiz- und Stromkosten führen.
  • Durch gemeinsame Nutzung verschiedener Ressourcen (z.B. Sozialflächen, Behinderten-WC, Gerätegemeinschaften) lassen sich Kosten sehr viel günstiger verteilen.
  • Das Arbeiten in einem Ärztehaus erlaubt es besser, integrale Versorgungsleistungen anzubieten als mit verstreuten Einzelpraxen.
  • Gemeinschaftliche Aktivitäten (z.B. im Marketing oder bei Einkaufsgemeinschaften) werden durch ein Ärztehaus erst möglich oder lassen sich kostengünstiger verteilen.
  • Im Einzelhandel ist der Convenience-Gedanke (engl.: Bequemlichkeit, Komfort) als Erfolgsfaktor schon lange bekannt. Dies gilt auch für Patienten, so dass Praxen, Apotheken und andere Anbieter in einem Ärztehaus verstärkt einen Patientenzulauf erleben. Alles in einem Haus ist eben auch für Patienten sehr angenehm.
  • Mit einer neuen Praxis kann der Arzt seine Marketingidee und sein Angebot sehr viel besser präsentieren als dies in seiner „alten“ Fläche möglich ist.
  • Der Wert einer Praxis oder einer Apotheke wird in zunehmendem Maße von betriebswirtschaftlichen Berechnungsmodellen geprägt, bei denen auch Funktionalität, Organisation und das Umfeld der Praxis berücksichtigt werden (vergl.: IBT-Methode). In diesen Fällen wirkt sich die Unterbringung in einem aktiven Ärztehaus unmittelbar wertsteigernd aus.

Insgesamt sollte also der finanzielle Aufwand bei einem Wechsel in ein Ärztehaus nicht unterschätzt aber schließlich doch als Investition gesehen werden, die angesichts der unsicheren Honorarentwicklung und im Wettbewerb um Praxisnachfolger nahezu unerlässlich ist. Wie bei vielen Investitionen bleibt aber die Unsicherheit, ob, wann und in welchem Umfang sich eine entsprechende Rendite einstellt – der Arzte oder Apotheker ist und bleibt hier eben auch Unternehmer. Die entscheidende Frage ist daher auch nicht primär die nach der Rendite, sondern danach, ob man mit einer Einzelpraxis an einem Einzelstandort für die Zukunft ausreichend sicher aufgestellt ist.

„Ich kann meinen Kollegen nur raten: Schließt euch zusammen und übernehmt die Initiative zu einem Ärztehaus!“

Dr. med. Jürgen Meichsner nach drei Jahren Erfahrung in einem neuen Ärztehaus